Porträt Stephan Glättli
28.4.2023
Seine Autorentätigkeit für den TREX ist nur eine von vielen Aufgaben, für die Stephan Glättli sich die Zeit nimmt. Neben seiner Haupttätigkeit in einer kleinen Anwaltskanzlei in Olten, deren Team auf Wirtschafts-, Privat- und Verwaltungsrecht spezialisiert ist, nimmt er auch eine Reihe von offiziellen Funktionen und Ämtern wahr, nicht zuletzt als Präsident der Standeskommission von TREUHAND|SUISSE. Dazu kommt noch eine eindrückliche militärische Laufbahn, die für ihn immer auch Lebensschule und Führungsausbildung war.
Was fasziniert Sie an der Arbeit als Jurist?
Schon als Student hat mich die strukturierte Denk- und Arbeitsweise mit der Unterordnung eines Sachverhalts unter den Tatbestand einer Rechtsnorm angesprochen. Dazu kam, dass an der Universität St. Gallen, wo ich studiert habe, auch die juristischen Jahrgänge von der betriebswirtschaftlichen Fokussierung geprägt waren. Das unterscheidet sie deutlich von anderen rechtswissenschaftlichen Fakultäten und schien mir schon damals interessant. Heute schätze ich an meinem Beruf die Vielfältigkeit der Aufgaben – beratend, prozessierend, gestaltend, verwaltend und entscheidend tätig sein zu dürfen, manchmal alles an einem einzigen Arbeitstag.
Sie haben sich berufsbegleitend immer intensiv weitergebildet. Woher kommt dieser Wissensdurst?
Der Anlass waren jeweils neue berufliche Herausforderungen, für welche ich zusätzliches Rüstzeug erwerben wollte. Als selbständiger Dienstleister in einer beratungsintensiven Branche halte ich es in Sachen Weiterbildung mit dem griechischen Dichter Menander: «Bildung ist ein unentreissbarer Besitz».
Zu Ihren vielen offiziellen Funktionen und Ämtern gehört auch das Engagement als Präsident der Standeskommission von TREUHAND|SUISSE. Wie läuft das ab?
Im langjährigen Durchschnitt werden jährlich zehn bis zwölf Anzeigen an uns herangetragen. Häufig sind Fragen zur Herausgabepflicht von Akten und Daten der Kunden. Dann Streitigkeiten, die das Honorar betreffen, wobei wir hierfür in der Regel nicht die richtige Anlaufstelle sind. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Angemessenheit von Honoraren zu beurteilen – ausser sie sind ganz offenkundig unangemessen und damit ein Verstoss gegen die Standesregeln. Recht häufig sind auch Fragen, welche die Sorgfaltspflicht betreffen. Allerdings muss in solchen Fällen eine gewisse Schwere vorliegen, damit wir darauf einsteigen. Für uns geht es nicht um Fehler, die bei der Arbeit nun einmal passieren können, sondern um Verhaltensweisen, die gegen die Standesregeln verstossen. Mir gefällt, dass wir mit unserer Arbeit die Legitimität von TREUHAND|SUISSE erhöhen. Wir zeigen als Berufsverband, dass wir hohe Standards anlegen und diese auch durchsetzen. Das wirkt präventiv. Es vermindert in der Politik den Drang, neue Regulative zu lancieren. Persönlich gefällt mir auch, dass ich in dieser Funktion eine richterähnliche Position einnehmen kann, die beiden Seiten gerecht werden muss. In meinem Alltag als Anwalt vertrete ich jeweils Parteiinteressen. Und schliesslich fühle ich mich als Wirtschaftsanwalt der Treuhandbranche auch nahe und bringe mich hier gerne ein.
Man lernt im Militärdienst auch sich und die eigene Leistungsfähigkeit besser kennen.
Sie stehen überdies als Oberst im Generalstab und Stabschef der Mechanisierten Brigade 4 im Einsatz. Wo liegen für Sie der Reiz und der Nutzen Ihres militärischen Engagements?
Die militärische Führungsausbildung bietet einem in jungen Jahren die einmalige Gelegenheit, Führungsverantwortung über Mensch und Material wahrnehmen zu dürfen. Die praktische Menschenführung ist extrem bereichernd und lebensprägend. Nebst den klassischen Planungs-, Entscheidungs- und Führungsprozessen – welche im Übrigen in leichter Abwandlung auch an den Universitäten gelehrt werden – lernt man im Dienst auch sich und die eigene Leistungsfähigkeit besser kennen, woraus sich im späteren Leben in anforderungsreichen Situationen und unter Druck eine gewisse Gelassenheit ergibt.
Arbeit, Weiterbildungen, offizielle Funktionen, Militär – wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Das frage ich mich manchmal auch! Nebst zuverlässigen Mitarbeitenden, einer guten (Selbst-)Organisation und der notwendigen Disziplin hilft es enorm, dass mir alle Tätigkeiten Freude bereiten und ich sie gerne ausübe. Zudem kann ich gut abschalten: im Kreise meiner Familie und Freunde, auf Spaziergängen mit meinem Hund sowie auf der Jagd.
Stephan Glättli auf der Firmenwebsite von Glättli Rechtsanwälte.