Porträt Stefanie Meier-Gubser

10.10.2023

«Es gibt keinen Fachbeitrag oder kein Referat, bei dem ich nicht selbst etwas lerne», mit diesen Worten bringt Stefanie Meier-Gubser auf den Punkt, was sie an ihrer reichhaltigen Tätigkeit als Autorin und Dozentin reizt. Die fachlichen Schwerpunkte, die sie auf ihrer beruflichen Laufbahn systematisch vertieft hat, sind nicht zufällig gewählt, sondern liegen ihr am Herzen: «Es sind Themen, bei denen der Mensch, das Ausbalancieren von Interessen und Möglichkeiten und eine adäquate Lösung im Zentrum stehen.»

Sie sind als Fachautorin sehr produktiv. Was motiviert Sie?
Das Redigieren von Fachtexten und das Unterrichten von Fachthemen erfordern für mich immer wieder eine vertiefte und systematische Auseinandersetzung mit dem Thema sowie die Beschäftigung mit den Interessen und Bedürfnissen des jeweiligen Zielpublikums. Für mich sind beide Seiten der Arbeit – die fachliche und die persönliche – sehr wichtig. Sie motivieren mich, theoretisches Wissen und praktische Erfahrung adressatengerecht und praxistauglich zu vermitteln. Zentral sind für mich beim Unterrichten oder Referieren auch der Fach- und Erfahrungsaustausch und die Diskussionen mit den Teilnehmenden. Es gibt keinen Fachbeitrag oder kein Referat, bei dem ich nicht selbst etwas lerne.

Sie sind Partnerin in einer grossen Berner Anwaltskanzlei. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Verwaltungsrat und Corporate Governance, Verbände und Organisationen sowie Arbeitsrecht und Vertragsrecht. Wie ist es dazu gekommen?
Dass meine Schwerpunkte heute so liegen, wie sie liegen, ist sowohl auf meine Neigungen und Interessen, als auch auf etwas Planung und viel Zufall zurückzuführen. Bereits während des Studiums haben mich Wirtschafts- und Vertragsrecht sowie Unternehmertum besonders interessiert. Für mich war immer klar, dass ich in der Privatwirtschaft und unternehmerisch tätig sein wollte, sodass ich auch meine Stellen entsprechend gewählt habe. Als Rechtsanwältin und Geschäftsführerin verschiedener Wirtschaftsverbände beschäftigte ich mich im Laufe der Jahre mit den unterschiedlichsten rechtlichen, politischen und unternehmerischen Themen. Am längsten und intensivsten begleiten mich die Themen, in denen ich heute tätig bin. Diese Wahl habe ich aufgrund meiner Vorlieben, meiner Berufserfahrung und meiner gewünschten Perspektive vor fünf Jahren, als ich mich als Partnerin bei advokatur56 selbständig gemacht habe, sehr bewusst getroffen. Ich verfüge in allen drei Themengebieten (Verwaltungsrat und Corporate Governance, Verbände und Organisationen, Arbeitsrecht und Vertragsrecht) nicht nur über langjährige Erfahrung, sondern finde sie vor allem nach wie vor und jeden Tag von Neuem spannend. Es handelt sich dabei zudem um Themen, bei denen der Mensch, das Ausbalancieren von Interessen und Möglichkeiten und eine adäquate Lösung im Zentrum stehen.

Arbeitsrechtlichen Konflikten geht praktisch immer ein zwischenmenschlicher Konflikt voraus.

Zu Ihren Schwerpunkten gehört auch das Arbeitsrecht. Was sind Ihre Beobachtungen: Wo hapert es seitens der Unternehmen am meisten?
Ich würde sagen, es «hapert» etwa gleich oft auf Seiten Arbeitnehmer wie auf Seiten Arbeitgeber. Arbeitsrechtlichen Konflikten geht praktisch immer ein zwischenmenschlicher Konflikt voraus. Das hat auf beiden Seiten mit Anspruchshaltungen, mit Resilienz, mit Verständnis, mit Anstand und Respekt, mit Charaktereigenschaften, mit Rollen- und Werteverständnis, mit Kritik- und Kommunikationsfähigkeiten usw. zu tun, und nicht zuletzt mit gesundem Menschenverstand. Alles keine rechtlichen Aspekte. Heute werden – nicht nur im Arbeitsrecht – zwischenmenschliche Konflikte immer häufiger auf die rechtliche Ebene eskaliert, wobei die rechtliche Lösung – sofern es eine gibt – das tatsächliche Problem häufig nicht löst. Dies kann dann wiederum auf beiden Seiten Frust auslösen. Die Konfliktprävention im Arbeitsrecht ist daher nur bedingt eine rechtliche. Selbstredend sind die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Als Arbeitgeberin muss man die entsprechenden Rechte und Pflichten kennen. Wichtig sind sicherlich auch eine sorgfältige Evaluation der Stellenprofile und der Personen, eine adäquate und konzise Personalführung sowie sich abzeichnende Konflikte zu erkennen und nicht schwelen zu lassen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Schon gar kein rechtliches.

Bleibt bei all Ihren Aufgaben und als Partnerin einer grossen Kanzlei noch Zeit für anderes?
Häufig wird gesagt, die Juristerei sei keine kreative Tätigkeit. Eine Aussage, die in dieser Absolutheit für mich überhaupt nicht stimmt. Gerade dort, wo das Gesetz viel Gestaltungsspielraum lässt (beispielsweise bei der Vertragsgestaltung oder auch in der Verwaltungsratsarbeit), verpflichtet es, diesen im Rahmen der Rechtsordnung angemessen und durchaus auch lösungs- und zielorientiert kreativ zu nutzen. Trotzdem: Als Ausgleich zu meinem Beruf bin ich «kreativ» tätig. Seit Kindesbeinen, als mich mein Onkel in die Welt der Fotografie einführte, bin ich häufig mit meiner Kamera unterwegs, und ich habe eine kleine Goldschmiedewerkstatt, in der ich Schmuckstücke designe und herstelle.

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