Porträt Marco Passardi

8.3.2024

Diskussionsfreudig und neugierig auf andere Standpunkte war er schon in der Primarschule. Und die Wirtschaftsfragen, die zuhause am Mittagstisch besprochen wurden, fand er schon als Jugendlicher faszinierend. Später an der Uni Zürich waren es die Vorlesungen von Prof. Conrad Meyer über das Rechnungswesen, die ihm «den Ärmel hineingezogen» haben. Es kommt also nicht von Ungefähr, wenn Marco Passardi heute zu den profiliertesten Kennern der Materie gehört, wo es um Fragen und Entwicklungen in der Rechnungslegung geht. Davon profitieren regelmässig auch die Leserinnen und Leser des TREX.

Was hat Sie bewogen, Wirtschaftswissenschaften zu studieren?
Schon an der Kanti in Aarau habe ich die seinerzeitige Wirtschaftsmatura abgelegt. Die Lehrkräfte haben mein Interesse an wirtschaftlichen Fragen geweckt, sodass ich das Studium in Zürich angetreten habe. Da mein Vater in einer Bank in leitender Stellung tätig war, wurden bei uns Zuhause viele Wirtschaftsfragen diskutiert – mit eher liberalem Fokus. Auch das hat mich sehr geprägt. An der Universität Zürich haben mich dann die Vorlesungen für Rechnungswesen unseres Professors Conrad Meyer fasziniert. Sie haben sich in einzigartiger Art und Weise von den übrigen Vorlesungen abgehoben und mir die Türen zu einem äusserst spannenden Fachgebiet geöffnet. Auch sehr spannend waren die Blockseminare in den Nebenfächern. So kam es, dass ich (als Nicht-Jurist …) auf der Rigi einmal vor einem Richter des Bundesverwaltungsgerichts AHV-rechtliche und steuerrechtliche Leistungen der AG qualifizieren musste. Das war eine überaus spannende Erfahrung, in der ich mich als einziger Nicht-Jurist mehr oder weniger behaupten konnte. Im nachfolgenden «Schieber» hingegen, bei Wein, kalter Platte und schönster Bergsonne haben der Richter und sein Kollege vom Zürcher Verwaltungsgericht die Studierenden leider erneut bezwungen …

Sie haben Ihr Doktorandenstudium mit der Ausbildung für das Höhere Lehramt verknüpft. War es für Sie immer klar, dass Sie eine akademische Laufbahn einschlagen wollten?
Lehre und Unterricht haben mich schon als Primarschüler fasziniert. Ich ging sehr gerne zur Schule, natürlich auch wegen der Schulklasse und den Kolleginnen und Kollegen (die erste Freundin stammte aus der Schulklasse …). Vor allem gute Lehrvorträge sprachen mich an. Mir machte es schon damals Spass zuzuhören und mitzudiskutieren – wenn jemand rhetorisch überzeugend war. Ich freue mich sehr, selber in diesem Feld tätig sein zu können und mit Menschen unterschiedlichster Stufen und Interessen zu diskutieren.

Sie leiten auch ein Forschungsprojekt der Hochschule Luzern im Themenfeld Buchführung und Rechnungslegung. Welche Entwicklungen stehen aktuell im Zentrum?
Es geht um die Diskussion, wie neue Elemente – z.B. Kryptowährungen – in die OR-Rechnungslegung einfliessen. Auch werden Fragestellungen diskutiert, wie die Aktienrechtsreform die OR-Rechnungslegung beeinflusst. Digitale Abbildung von Daten (XBRL), wie sie in der EU und Deutschland gefordert werden, sind ein weiteres Thema. Ebenso entwickelt haben wir (für veb.ch) ein digitales Tool für eine «Erst-Diagnose» bezüglich Kapitalverlust und Überschuldung, in enger Abstimmung mit PS 290 der Fachverbände.

Die Unternehmen verkennen zuweilen, wie viel mehr Schlagkraft sie hätten, wenn sie in der Rechnungslegung mit den richtigen Zahlen operieren würden. Hier ist auch die Treuhandbranche gefordert.

Können Sie beurteilen, wie sich die Schweizer Unternehmen bezüglich Rechnungslegung schlagen?
Rechnungslegung wird (leider) oftmals nur als Pflichtübung abgetan, häufig im Kontext der Steuerbemessung. Die Unternehmen verkennen zuweilen, wie viel mehr Schlagkraft sie hätten, wenn sie mit den richtigen Zahlen operieren würden. Wenn man sich fachkundig aufstellt, kostet das zwar etwas, aber der Benefit ist eindeutig höher, als es die Kosten für eine bessere Rechnungslegung sind. Hier ist auch die Treuhandbranche gefordert: Wir sollten der Kundschaft erklären, was Rechnungslegung bringt. Steuersparnisse sind nur ein Teil der Wahrheit!

Als Dozent in den Weiterbildungskursen von TREUHAND|SUISSE treffen Sie auf KMU-Treuhänder, die den Spagat zwischen Allround-Beratung und komplexen Fachfragen bewältigen müssen. Ein Tipp, wie man diese Herausforderung längerfristig bewältigen kann?
Meine Antwort ist nicht ganz uneigennützig: Nichts geht ohne kontinuierliche Weiterbildung. Mit den nötigen Fachkenntnissen kommt man weiter. Aber vermutlich ist ab einem bestimmten Zeitpunkt eine Spezialisierung unumgänglich. Ein zweiter Tipp: Stellen Sie Fragen. Kolleginnen und Kollegen aus der Branche sind wichtige Erkenntnisquellen.

Wie finden Sie Ihren Ausgleich zur Arbeit?
Leidenschaftlich gerne fahre ich Ski, mache Langlauf. Zu selten ist dies in der näheren Wohngegend möglich. Aber unlängst konnte ich sogar an meinem Geburtstag, anfangs Dezember, mit Langlaufskiern durchs gespurte Juraland skaten, nur einen Katzensprung von meinem Zürcher Wohnort entfernt. Jogging und Biken sowie allwettertaugliche Hundespaziergänge ergänzen das Bild. Alle meine Kinder spielen Tennis – und auch wenn das Zuschauen der Spiele kein Sport ist, so ist es doch abwechslungsreich. Tennis zieht auch, so musste ich feststellen, Eltern an, die in ihren Kindern den nächsten «Roger Federer» sehen und masslos übertreiben. Diese Kinder tun mir leid. Aber zumindest können solche Eltern für mich als Beobachter ein sehr humoristisches Wochenenderlebnis darstellen …

Gibt es einen Traum, ein Projekt, das Sie in Ihrem Leben noch realisieren möchten?
Die Wanderbereitschaft ist in meiner Familie unterschiedlich hoch. Sollte es mir einmal gelingen, meine Kinder ausreichend zu motivieren, um eine gemeinsame Alpenüberquerung mit Hüttenübernachtung und dem ganzen Drumherum zu organisieren, so würde ich so sehr gerne den Sommer verbringen.

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